Eine kurze Vorstellung der Sikh-Gebetsstätte Berlin und eine kurze Einführung in die Sikh-Religion
Gurdwara Sri Guru Singh Sabha Berlin ist die Gebetsstätte der in Berlin lebenden Sikhs. Eine Sikh-Gebetsstätte muss nicht eine besondere Bauweise haben, es kann ein ganz normales Gebäude sein und muss nicht in eine besondere Himmelsrichtung sein. Die Gebetstätte erkennt man an diese Orangene Flagge “‚Nishan Sahib“. An besondere Sikh-Feiern wird die Fahne neue überzogen.
Mitnahme von Alkohol, Tabak und, Drogen in unserem Gurdwara ist verboten.
Man betritt den Gebetssaal mit Kopfbedeckung und ohne Schuhe.
Da ist ein Raum, wo man die Schuhe ausziehen kann und eine Kopfbedeckung haben kann.
Hier ist der Speisesaal, wo wir alle gemeinsam nach dem Gottesdienst sitzen und Gemeinschaftsessen “Langar“‘ essen.
Diese hier ist unsere Küche, wo unsere Gemeinde Mitglieder das Essen zubereiten. Wir denken an die Umwelt und benutzen kein Plastik, sondern Edelstahl Geschirr für das Essen
Das Wort Gurdwara kommt aus zwei Wörter: Guru und Dawara – Guru bedeutet Erleuchter und Dawara bedeutet Tor, also Tor zum Guru!
In Jedem Gurdwara befindet sich ein Exemplar des Heiligen Buch der Sikhs: “Sri Guru Granth Sahib“ und dieses hat die höchste Stellung im Gurdwara. Dieses wird auf ein Podest gestellt und mit schönen Tüchern bedeckt.
Wortwörtlich übersetzt bedeutet Sikh ein Schüler – d.h. Sikhs sind ewige Schüler ihres Gurus. Das heilige Buch ist unser Guru!
Sikhismus ist eine monotheistische universelle Lehre für die ganzheitliche, spirituelle Lebensführung. Das Sikh- Symbol Ik Onkar bedeutet: Es gibt nur einen Gott! Der Leitsatz in unserem heiligen Buch sagt:
Es gibt nur einen Gott, er is die absolute Wahrheit, der Schöpfer, ohne Furcht, ohne Hass und Allgegenwärtig. Er wurde niemals geboren und werde niemals sterben.
Die Sikh Religion wurde im 15. Jahrhundert von Guru Nanak in Punjab, Nord-West Indien, gegründet. Zu der Zeit gab es in Indien zwei große Religionen – die Hindu-Religion und den Islam. Es herrschten bedeutungsloser Aberglauben, Rituale und ein sehr strenges Kastenwesen. Die Frauen wurden minderwertig betrachtet und hatten kaum Rechte. Einfache Menschen durften die heiligen Schriften nicht lesen und so war die Religion ein Eigentum der Privilegierten. Guru Nanak gefiel es alles nicht – er kritisierte dies alles und sagte, dass alle Menschen das gleiche Gotteslicht in sich tragen und deswegen gleich sind – unabhängig von deren Religion, Kaste oder Herkunft! Über Frauen sagte Guru Nanak: von einer Frau wird ein Mann empfangen und geboren, sie gebärt die Könige, dann wie kann sie minderwertig sein – ohne die Frau kann niemand sein!
Er sprach mit Menschen in deren Sprache und erklärte die eigentliche Realität durch praktische Beispiele. Viele folgten seine Lehre und wurden seine Anhänger – so ist eine neue eigenständige Religion – die Sikh-Religion – entstanden.
Guru Nanak folgten 9 weitere Sikh-Gurus. Der 10. Guru, Guru Gobind Singh gründete die “Khalsa Brüderschaft“ und führte somit ein erkennbares Erscheinungsbild für die Sikhs ein. Er führte die Sikh-Taufe ein und demnach sollten die getaufte Sikhs 5 Ks bei sich tragen: einen Stahlarmreifen, ungeschnittenes Kopfhaar und Bart, für die Pflege des Kopfhaars einen hölzernen Kamm, und eine lange Kniehose und für Selbstschutz und Schutz der Schwachen einen Schwert.
Demnach sollten die Sikh-Männer ihr Kopfhaar mit einem Turban bedecken. Um das Kastenwesen zu verneinen sollten alle Sikh-Männer den Nachname “Singh“‘ und die Frauen den Nachnamen “Kaur“ tragen.
Der letzte Guru, Guru Gobind bat dann auch, dass nach ihm das heilige Buch der Guru der Sikhs sein sollte!
Unser heiliges Buch heißt Guru Granth Sahib und ist der Mittelpunkt unseres Gottesdiensts! Granth bedeutet ein dickes heiliges Buch und Sahib ist aus Ehre! Dieses beinhaltet die Schriften der 6 Sikh-Gurus und 30 Gelehrten anderer Religionen – manche davon gehörten zur niedrigsten Kasten. Guru Granth Sahib ist wahrscheinlich die einzige heilige Schrift, die zu Lebzeiten der Religionsstifter selber verfasst und fertiggestellt wurde. Es ist in einfache Gurmakhi (Punjabi) in Hymnen-Form geschrieben und ist leicht zu lesen und zu verstehen.
Die Grundsätze der Sikhlehre:
– Dieses menschliche Leben ist eine seltene Gelegenheit. Das Ziel des Lebens ist das Aufgehen in Gott.
– Die sind meine Eigene Taten die mein Schicksal bestimmen.
– Ein ganz normales, weltliches Leben mit Familie und Kinder führen, die weltliche Pflichten nachkommen und dabei immer an Gottes Namen denken.
– Eigener Unterhalt selbst durch ehrliche Arbeit verdienen
– Eigene Habe und Besistz mit anderen Bedurftigen teilen
– Gute Werte aneignen: Wahrheit, Bescheidenheit, Demut, Nächstenliebe, Empathie
– Die fünf Übel los werden: Lust, Zorn/Wut, Habgier, Anhaftung und Ego
– Selbstloser Dienst für die Gesellschaft leisten
– Sikhs glauben an keinen Aberglauben, bedeutungsloser Sitten und Fasten
Dieser Gurdwara, wo wir heute sitzen war ein Malerfabrik, die haben wir alle zusammen renoviert und wurde in 2002 eingeweiht. Davor haben wir in gemieteten Räumen für unseren wöchentlichen Gottesdienst zusammengetroffen, auch mal im Keller.
Das Zentralheiligtum der Sikhs, ist Sri Harimandir Sahib, der goldene Tempel in Amritsar.
Es gibt ca. 25 Mio Sikhs weltweit – die meisten leben im nordwestliche Bundesstaat Punjab in Indien. Ca. 3 Mio Sikhs leben im Ausland, davon ca. 10 tausend in Deutschland. In Berlin leben zurzeit ca. 1200 Sikh Familien.
Ranjit P. Kaur
Sikh Gurdwara Berlin
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