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Gleichgewicht durch Religionen?

Vernetzungstreffen der Langen Nacht der Religionen am 04. März 2024

Angesichts multipler Krisen scheint unsere Welt derzeit aus den Fugen zu geraten. Klimakrise, Kriege und Pandemie: Wie können unsere Religionen jetzt als Wegweiser dienen? Und wie können wir mit unseren vielfältigen religiösen Erfahrungen gemeinsam Wege zu mehr innerem und äußerem Gleichgewicht erkunden? Über 30 Akteur*innen folgten der Einladung des Initiativkreises der Langen Nacht zum Vernetzungstreffen unter dem Motto: „Gleichgewicht durch Religionen?“ Ort für das Zusammenkommen war die baptistische Friedenskirche in Charlottenburg.

Treffen vor bunter Osterkulisse

Nachdem Michael Bäumer, Koordinator der Langen Nacht, und Christiane Uekermann, Vorstandsmitglied von Bodhicharya, die Gäste begrüßten, hieß Pastor Henrik Kessel die Anwesenden in seinem Berliner Ostergarten willkommen. Umgeben von der Kulisse des Erlebnisgartens saßen die Teilnehmer*innen in sechs gemütlichen Tischrunden zusammen. Vor ihnen ragte das Highlight des Osterpfads in die Höhe: der vier Meter hohe begehbare Berg von Golgatha.

Musik sorgt für Ausgleich im Alltag

Musik spendet Trost in schwierigen Zeiten und kann dabei helfen, die seelische Balance zu finden. „Nun summen wir und versuchen, uns auf einen Ton zu einigen“, begann Gesangslehrerin Gisela ihre musikalische Einstimmung. Anschließend sangen die Teilnehmer*innen Frühlingslieder, freudige Stimmung machte sich breit. „Wenn wir den Zyklus der Jahreszeiten bewusst erleben, können wir in ihm ebenfalls innere Ruhe finden“, erläuterte Gisela. Der Moderator des Abends, Peter Amsler (Baha’i), betonte die verbindende Kraft der Musik: „Das gemeinsame Singen schafft Begegnung und Gemeinschaft.“

Lange Nacht bedeutet sich gegenseitig kennenzulernen

Anschließend blickten die Mitglieder des Initiativkreises, Ranjit Kaur (Sikh), Christiane Uekermann (Bodhicharya), Gudrun Pannier (Order of Bards, Ovates & Druids), Claudia Hackel (Alt-Katholische Kirche) und Karsten Hühn (Neuapostolische Kirche), auf die dreizehnjährige Geschichte der Langen Nacht zurück. Auf den Impuls des Roten Rathauses hin, folgte nach einer intensiven Vorbereitungsphase die erste Veranstaltung im Jahr 2012, erinnerte sich Kaur. „Es herrschte Aufbruchstimmung. Uns verband, dass es für alle ein völlig neues Format war“, beschrieb Hühn. „Die Lange Nacht ist nicht nur ein Event, sondern ein Prozess des fortwährenden gegenseitigen Kennenlernens“, fügte Pannier hinzu.

Lange Nacht hilft Vorurteile abzubauen

Einige Mitglieder des Initiativkreises berichteten von Diskriminierungen aufgrund ihrer Religion. „Männliche Sikhs werden häufig mit Taliban gleichgesetzt, weil sie einen Turban und Vollbart tragen“, erklärte Kaur. Auch Pannier erlebte Vorurteile: „Einige stellen sich vor, ich trage eine Eule auf der Schulter und habe eine krumme Nase.“ Umso wichtiger sei die Lange Nacht, denn sie ermögliche den Besucher*innen die religiösen Realitäten direkt vor Ort zu erleben. So helfe sie, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen, betonte Gudrun Pannier.

Dialog und Interaktion sind zentral bei Langer Nacht

Religiöse Rituale verbinden und schaffen Momente der Besinnung im Alltag. „Den Besucher*innen gefällt während der Langen Nacht besonders unser Essen und unser Ritual der Rauch-Puja“, erzählte Uekermann. „In den paganischen Gemeinschaften gibt es auch viele Rituale, um die Elemente wieder ins Gleichgewicht zu bringen“, fügte Pannier hinzu. Das Zusammenspiel aus Dialog und Interaktion ist ein wichtiger Bestandteil der Langen Nacht. „Wenn Begegnung und Worte zusammenkommen, entsteht etwas Neues“, fasste Hühn zusammen.

In diesem Sinne ließen die Teilnehmer*innen in den anschließenden Kleingruppen ihrer Kreativität freien Lauf und sammelten angeregt Motto-Ideen zum Thema „Gleichgewicht durch Religionen?“.

Ein informelles get together rundete den gelungenen Abend ab. Gestärkt vom inspirierenden Austausch freuen wir uns schon auf weitere Vernetzungstreffen!

Herzliche Grüße vom
Initiativkreis Lange Nacht der Religionen

P. S.: Die mittlerweile 13. Lange Nacht der Religionen wird am 7. und 8. September 2024 stattfinden.

Dieser Artikel wurde verfasst von Samantha Kneissler.